Krankheitsbilder

Mit zunehmendem Alter vergrößert sich bei vielen Männern die Prostata, man spricht dann auch von einer benignen Prostatahyperplasie. Da die Prostata unterhalb der Blase liegt und die Harnröhre umschließt, kommt es bei einer Vergrößerung der Prostata zu einer Verengung der Harnröhre. Die Symptome äußern sich hierbei durch plötzlich einsetzenden Harndrang, nächtlicher Harndrang, Abschwächung des Harnstrahls sowie Startschwierigkeiten beim Wasserlassen. Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und können zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen. 

Wichtig ist hierbei die Unterscheidung zwischen einer benignen „gutartigen“ Prostatavergrößerung und einem Prostatakrebs. Die Beschwerden, wie oben dargestellt, sind zwar sehr unangenehm, allerdings liegt den Beschwerden keine bösartige Erkrankung zugrunde.  

Die Diagnose benigne Prostatahyperplasie kann erst nach eingehender Untersuchung gestellt werden. Hierzu gehört eine körperliche Untersuchung inklusive Tastuntersuchung der Prostata, Ultraschalluntersuchungen, Fragebögen sowie Labordiagnostik. Nur so kann die Diagnose gestellt und andere Ursachen für die Leiden ausgeschlossen werden.

Die Therapie der Benignen Prostatahyperplasie ist abhängig von der Beschwerdesymptomatik und dem individuellen Leidensdruck des Patienten. Glücklicherweise erfordert nicht jede Prostatavergrößerung eine Therapie. Bei leichter Beschwerdesymptomatik kann ein Therapieversuch mit Phytotherapeutika hilfreich sein. Sind die Symptome ausgeprägter, ist eine dauerhafte medikamentöse Therapie notwendig. Erst wenn auch diese Therapie keinen Erfolg mehr zeigt, oder aber es zu einer Harnsperre kommt, ist eine Operation notwendig. Hierbei ist die TURP die Therapie der Wahl.

Prostatakrebs gehört zu den häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen des Mannes und stellt noch immer die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache dar. Das lokalisierte Prostatakarzinom lässt sich mittels einer operativen Entfernung (offen oder roboterassistiert) oder Bestrahlung gut therapieren. Sollte sich im Verlauf Ihrer Behandlung eine solche Erkrankung herausstellen, so können wir mit Ihnen zusammen die geeignetste Therapie finden und diesbezüglich alle notwendigen Schritte in die Wege leiten.

Ist der Tumor bereits fortgeschritten, so erschwert sich die Therapie und aus dem heilenden Ansatz wird eine „chronische“ Tumorerkrankung. Das Basiswerkzeug des metastasierten Prostatakarzinoms ist hierbei die Hormontherapie. Prostatakrebszellen benötigen das männliche Geschlechtshormon Testosteron um zu wachsen. In der Hormontherapie wird daher die Testosteronproduktion blockiert, um den Krebszellen sprichwörtlich ihre Nahrung zu nehmen. Wir können dabei auf die neuesten am Markt zugelassenen Hormontherapeutika (zum Beispiel Apalutamid oder Darolutamid – beides Hemmer der Androgensignaltransduktion) zurückgreifen. Kommt es im Laufe der Erkrankung trotz mehrerer Therapiesequenzen zu einem weiteren Wachstum der Tumorzellen, so können nach genetischer Analyse für bestimmte Patienten Therapien angeboten werden, die gezielt Enzyme, die für die Reparatur von Prostatakrebszellen verantwortlich sind, blockieren. Dadurch wird die allgemeine Tumortherapie immer mehr zur personifizierten Therapie.

Entzündungen der Prostata entstehen meist durch bakterielle Infektionen aus dem Harntrakt. Die Prostataentzündung äußert sich mit allgemeinen Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen im Dammbereich sowie spezifischen Beschwerden in Form von häufigem Harndrang und/ oder Schmerzen beim Wasserlassen. Im Zuge einer urologischen Untersuchung lässt sich die Diagnose stellen und in den meisten Fällen gut mit Antibiotika therapieren.

Entzündungen der Harnblase werden durch Bakterien verursacht und betreffen häufig erwachsene Frauen in Form von Beschwerden beim Wasserlassen (die Prävalenz einer Bakteriurie sexuell aktiver Frauen liegt bei 5 %). Mithilfe von Harnkulturen kann der Erreger nachgewiesen und dementsprechend die richtige Therapie initiiert werden. Urologische Untersuchungen wie ein Ultraschall der Nieren und der Harnblase sind oftmals notwendig, um Fehlbildungen ausschließen zu können.

Zu den gutartigen Erkrankungen der Harnblase zählen eine Vielzahl von Pathologien wie Harnblasendivertikel, Harnblasensteine, das chronische Beckenschmerzsyndrom, Harnblasenfistel beziehungsweise anatomische Fehlbildungen wie Urachusfisteln oder Urachuszysten. Mit unseren Untersuchungsmitteln können wir eine exakte Diagnose erstellen und gemeinsam die entsprechende Therapie, falls notwendig, planen. 

Die Harninkontinenz kann eine starke Einschränkung für den Alltag mit ausgeprägter psychischer Belastung bedeuten. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen der Dranginkontinenz, der Belastungsharninkontinenz und der Mischharninkontinenz. Die Ursachen für den ‚unfreiwilligen‘ Harnverlust sind vielfältig und reichen von einer reinen Beckenbodenschwäche bis zu komplexen neurologischen Grunderkrankungen. Mithilfe moderner Untersuchungsmitteln, wie die Videourodynamik, kann in den allermeisten Fällen die Ursache ausgeforscht und schließlich die dementsprechende Therapie eingeleitet werden.

Der bösartige Harnblasentumor ist zumeist ein Urothelkarzinom und zählt zu den zweithäufigsten Urogenitaltumoren. Es besteht ein enger Zusammenhang mit dem Rauchen, in Europa sind ungefähr die Hälfte der Urothelkarzinome bei Männern und ein Drittel bei Frauen auf das Rauchen zurückzuführen. Blut im Harn ist ein häufiges Symptom und spätestens hier sollte ein Urologe aufgesucht werden. Die Diagnose kann mithilfe einer Blasenspiegelung, welche unkompliziert ambulant durchgeführt wird, bestätigt werden. Die Therapie der Wahl ist die sogenannte „transurethrale Resektion“ (TUR-B) des Tumors, die im Krankenhaus stationär durchgeführt werden muss. Je nach feingeweblichem Befund sind weitere Therapien (Installationstherapien, radikale Entfernung der Harnblase) notwendig. Ist der Tumor bereits fortgeschritten und bestehen Metastasen, so kann unter bestimmten Voraussetzungen mit Immuntherapie behandelt werden. Alle drei Monate erfolgt eine Bildgebung, meistens mit einer Computertomographie, um das Ansprechen auf die Therapie zu beobachten. Bei den meisten Patienten kann die Tumorerkrankung so in Schach gehalten werden, bei einigen kommt es sogar zur Komplettremission, das heißt, dass der ursprüngliche Tumor sowie Metastasen unter der Therapie nicht mehr nachweisbar sind.

Nierentumore verlaufen lange Zeit symptomlos und werden daher oftmals als Zufallsbefund im Zuge der Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Bösartige Nierentumore müssen in den meisten Fällen operativ behandelt werden. In den urologischen Kliniken des Landes Salzburg wird hierfür die roboterassistierte Chirurgie mit dem da Vinci System der Firma Intuitiv Surgical verwendet. Das da Vinci – Robotersystem ist ein hochentwickelter Roboter mit vier Mehrgelenk-Roboterarmen. Ein Arm hält die Kamera und die anderen Arme steuern die Gelenkinstrumente wie Schere oder Fasszange. Es sind zwei Objektive (0 und 30 Grad) verfügbar. Der Chirurg steuert die Bewegung der Arme von einer Konsole aus mittels zweier fingergesteuerter Griffe und via Fußpedalen. Die dreidimensionale 10–15-fach vergrößerte Sicht, die sieben Freiheitsgrade der Bewegung, die Skalierung der Bewegungen und die artikulierenden Roboter-Endowrist Instrumente ermöglichen die Nachahmung der Handbewegungen des Chirurgen mit feinster Präparation auf engstem Raum. Somit wird ein sicherer Umgang von Organen und Gefäß- bzw. Nervenstrukturen gewährleistet.

Hat der Nierentumor bereits Metastasen gebildet, so kann in unseren Kliniken die moderne Immuntherapie angeboten werden. Beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom war in der letzten Dekade die zielgerichtete Therapie Goldstandard für Patienten, deren Tumor nicht operabel war oder Metastasen gebildet hatte. Seit 2016 hält die moderne Immuntherapie beim metastasiertem Nierenkrebs Einzug. Bei allen Immuntherapeutika handelt es sich um so genannte Checkpointinhibitoren, die das Abwehrsystem von Tumorzellen gegenüber dem menschlichen Immunsystem schwächen. Das Immunsystem kann Tumorzellen somit effektiver bekämpfen. Ein neues Wirkprinzip in der immunonkologischen Behandlung beim metastasiertem Nierenkrebs besteht darin, die bewährten zielgerichteten Substanzen mit einer Immuntherapie zu kombinieren. Beispielhaft seien der Tyrosinkinase-Hemmer Axitinib plus Pembrolizumab (Anti-PD-1-Antikörper) oder Axitinib plus Avelumab (Anti-PD-L1-Antikörper) genannt.

Nierensteine treten gehäuft in Ländern mit einem hohen Lebensstandard auf. Grund hierfür sind die veränderten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten.  Das Risiko einmal im Leben mit einer Urolithiasis in Kontakt zu kommen liegt bei ca. 10-15%. Das Auftreten einer Urolithiasis ist aber auch stark abhängig von geographischen, klimatischen, diätischen und genetischen Faktoren. Männer erkranken hierbei häufiger als Frauen in einem Verhältnis von 2:1. Das Risiko nach einem einmaligen Steinereignis nochmals an einem Steinereignis zu erkranken wird mit bis zu 50% angegeben. Wandert ein Nierenstein in den Harnleiter kommt es zu starken Nierenkoliken welche je nach Größe zunächst medikamentös versorgt werden oder aber direkt eine operative Steintherapie notwendig machen. Häufig lässt sich ein Stein im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung im Nierenbecken erkennen, eine Therapie ist hierbei allerdings nicht immer zwingend notwendig. Sowohl die Behandlung der akuten Nierenkolik als auch die anschließende Steintherapie wird zu einem großen Anteil stationär behandelt. Eine regelmäßige Kontrolle und ggf. eine Einleitung einer Rezidivprophylaxe sind wichtige Bestandteile der ambulanten Nachsorge.

Der Penis besteht aus zwei paarigen Schwellkörpern und einem unpaaren Schwellkörper, der die Harnröhre umgibt. Die häufigste Fehlbildung des Penis ist die sogenannte Hypospadie, wobei es zu einer Fehlmündung der Harnröhre kommt. Verletzungen des Penis entstehen meist durch äußere Einwirkungen, ein Biegetrauma während des Geschlechtsverkehrs kann zu einer Penisfraktur führen. Hier muss sofort der Urologe aufgesucht werden, da oftmals eine Notfalloperation durchgeführt werden muss, um spätere Komplikationen wie Penisdeviationen oder erektile Dysfunktionen zu vermeiden. Weitere Erkrankungen des äußeren Genitals sind Infektionen des Penis beziehungsweise der Harnröhre und Penistumore.

Die paarig angelegten Hoden befinden sich im Hodensack und sind einerseits für die endokrine Funktion (z.B. Testosteron Bildung) und andererseits für die exokrine Funktion (Bildung der Spermien) zuständig. Die häufigsten Erkrankungen des Hodensacks sind Entzündungen von Hoden sowie Nebenhoden, meist hervorgerufen durch Bakterien. Hierbei kommt es meist zu einer schmerzhaften Schwellung und Überwärmung des Hodensacks sowie gelegentlich Fieber. Nach einer sorgfältigen Anamnese und Diagnostik entscheidet man sich oftmals für die antibiotische Therapie sowie abschwellende und kühlende Maßnahmen. Da die Nebenhoden für die Ausreifung und den Transport der Samenzelle zuständig sind, ist eine rasche Therapie notwendig, um Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit zu vermeiden.

Andere harmlosere Erkrankungen des Hodensacks sind der Wasserbruch (Hydrocele) sowie die Nebenhodenzyste (Spermatozele).

Hodentumore zählen zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes zwischen dem 20. und 44. Lebensjahr. Prinzipiell sollten alle Veränderung am Hoden wie Vergrößerungen oder Verhärtungen umgehend beim Facharzt für Urologie abgeklärt werden.

Alle akuten Schmerzen der Hoden gelten als Notfall und müssen umgehend untersucht werden.

Mit zunehmendem Alter aber auch nach schweren Erkrankungen bekommen vielen Männer Erektionsprobleme. Häufig werden Erektionsprobleme aus Schamgefühl nicht angesprochen, obwohl es hier sehr gute Therapiemöglichkeiten durch Umstellung der Lebensgewohnheiten, aber auch durch Medikamente und Spritzen gibt. Wichtig ist, dass Sie genügend Zeit für ein Erstgespräch mitnehmen.

Jedes 6. Paar ist mit Problemen bei der Erfüllung eines Kinderwunsches konfrontiert. Die Ursachen hierfür liegen häufig auch bei dem Mann und müssen nach spätestens 1 Jahr unerfülltem Kinderwunsch abgeklärt werden. 

Bei älteren, aber auch übergewichtigen Männern, kommt es gelegentlich zu einem Testosteronmangel. Typische Symptome hierbei sind Nachlassen des sexuellen Verlangens und Erektionsstörungen (siehe oben), Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Abnahme der Körperbehaarung, Rückgang der Muskulatur, Zunahme des Bauchfetts, sowie Verlust an Knochendichte. Die Diagnose wird neben der Anamnese durch den Testosteronwert im Blut gestellt.

Regelmäßige Bewegung, ein gesunder Lebensstil sowie Vermeidung von Nikotin und Alkohol wirken protektiv gegen einen Testosteronmangel. Kommt es trotz Umstellung der Lebensgewohnheiten zu keiner Besserung der Symptome kann eine Testosteronersatztherapie notwendig werden, welche von der Krankenkasse individuell genehmigt werden muss.